Depression: AUFKLÄRUNG und ENTSTIGMATISIERUNG

Depression:

AUFKLÄRUNG und ENTSTIGMATISIERUNG

Unser Appell an die Gesellschaft:

END THE STIGMA! 

 

Zahlen und Fakten

Depressionen und Angststörungen gehören zu den häufigsten psychiatrischen Erkrankungen. Frauen sind etwa doppelt so häufig betroffen wie Männer. Depressionen sind mittlerweile die vierte Hauptkrankheit in der Welt. 264 Millionen Menschen sind betroffen. In Deutschland leiden vier Millionen Menschen an Depressionen. Und das sind nur die Dunkelziffern, denn viele Betroffene wissen gar nicht, dass sie krank sind.  Und die Tendenz ist steigend: 

Ab dem Jahr 2030, so schätzt die Weltgesundheitsorganisation, wird die Depression das häufigste Leiden weltweit sein, noch vor Herz-/ Kreislauferkrankungen, Diabetes oder Krebs.

Untersuchungen an jungen Probanden zeigten, dass eine zunehmende Prävalenz von Depressionen bei Jugendlichen oder Teenagern diese Situation in naher Zukunft noch weiter verschlechtern könnte. Einer kürzlich durchgeführten Studie zufolge ist die kumulative Inzidenz von Pubertätsdepressionen von 5% auf 20% gestiegen.

Depression – ein soziales weitreichendes Problem der modernen Gesellschaft.

In der modernen Gesellschaft, in der es häufig zu heftigem Wettbewerb kommt, ist Depression zu einem sozialen Problem geworden, das nicht länger ignoriert werden kann. 

Patienten mit Depressionen leiden unter verminderter Produktivität, schlechtem psychosozialen Status, verminderter Lebensqualität und vermindertem Wohlbefinden. 

Und die Folgen einer Depression sind weitreichender als man es sich allgemeinhin vorstellen kann. Intensive Forschung zu diesem Krankheitsbild, gerade in den letzten Jahren hat gezeigt, dass eine Depression ein Risikofaktor für die Entstehung von Gefässerkrankungen darstellt. Hierzu zählen z.B. Herzerkrankungen und Schlaganfall. Einer Depression kommt damit dieselbe Bedeutung zu wie den bekannten Risikofaktoren Rauchen, Bewegungsmangel und Übergewicht. Diesen Risikofaktoren wird aber im Unterschied zur Depression sowohl im öffentlichen Bewusstsein als auch im Rahmen von gesundheitspolitischen Vorbeugungsstrategien weit mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Gleichzeitig kann eine depressive Erkrankung in einer Osteoporose und in Altersdiabetes (Diabetes mellitus Typ II), sowie Arthritis und Asthma resultieren. Die Depression wird daher auch als eine „systemische“ Erkrankung betrachtet, da sie neben dem Gehirn viele andere Organsysteme in Mitleidenschaft ziehen kann. 

Depression ist eine Volkskrankheit – und wird immer noch stigmatisiert. 

Vorurteile in der Familie und in der Gesellschaft erschweren oder verhindern sogar die Suche nach professioneller Hilfe.

Wegen der verbreiteten Stigmatisierung von Depressionen zögern betroffene Menschen oft, sich rechtzeitig Hilfe zu suchen. Neben ihren eh schon unerträglichen Symptomen leiden viele Patienten unter den Vorurteilen und der Diskriminierung durch ihre Mitmenschen. Trauer und Wut Familienangehöriger liegen oft eng beieinander und es rasselt Vorwürfe der Mitmenschen aus engerer Umgebung. Sprüche wie „Was ist denn mit Dir los? So kenne ich dich ja gar nicht?“ oder „So will ich das nicht mehr – Sieh zu, dass sich was ändert!“ oder auch „Jetzt reiß Dich mal zusammen – das ist ja nicht mehr zum Aushalten mir Dir!“ sind keine Seltenheit. Dahinter verbirgt sich der Wunsch, dass alles wieder so sein soll wie vorher – ohne sich Gedanken darüber zu machen, was diese Veränderung des Partners, des Freundes oder des Familienmitgliedes eigentlich bedeutet. Der Wunsch nach einem „normalen“ Zusammenleben wie es früher war, ist viel zu oft grösser als die Akzeptanz dieser sehr komplexen psychischen Krankheit. Eine Depression wird als Krankheit nicht akzeptiert, weil sie keine äußerlich sichtbaren Symptome, wie beispielsweise Schmerzen oder Unwohlsein erkennen lässt. Diese Ablehnung und Ignoranz ist gefährlich und kann zur völligen Isolation des Betroffenen in der Familie oder Gesellschaft führen. Aktivitätseinschränkung, ein verringertes Selbstwertgefühl sowie mangelnde Zuversicht beeinflussen zusätzlich einen negativen Erkrankungsverlauf.

HELFEN – NICHT IGNORIEREN

ERKENNEN – AKZEPTIEREN – INFORMIEREN – REAGIEREN

Ein von der EU finanziertes Anti Stigma Programm: European Network“ (ASPEN) hat im Jahr 2010 Patienten mit Major-Depression in 18 europäischen Ländern speziell zu Stigmatisierung und Diskriminierung von Patienten mit mentalen Störungen befragt. Hinzu kamen Patienten aus 35 außereuropäischen Ländern aus dem INDIGO-Projekt. 

Die Zahlen sind unfassbar und zeigen, dass Stigmatisierung und Diskriminierung ein häufig anzutreffendes Problem sind: 

  • 79 % der Patienten hatten Diskriminierungen erfahren. 
  • 71 % der Patienten haben es vorgezogen, ihre Erkrankung vor den Mitmenschen und der eigenen Familie zu verschweigen.
  • 34 % berichtete, dass sie von anderen Menschen gemieden würden.

Untersuchungen an jungen Probanden zeigten, dass eine zunehmende Prävalenz von Depressionen bei Jugendlichen oder Teenagern die Situation der Krankheitsverbreitung in naher Zukunft noch weiter verschlechtern könnte. Einer kürzlich durchgeführten Studie zufolge ist die kumulative Inzidenz von Pubertätsdepressionen von 5 auf 20 % gestiegen.

Stigmatisierung ist menschenverachtend und kann schlimmstenfalls sogar Menschenleben kosten.

Ein aufgeklärter und selbstverständlicher Umgang mit psychischen Erkrankungen muss das Ziel sein – so kann jeder dazu beitragen, die scheinbar aussichtslose Situation für Erkrankte zu verbessern. Denn es gibt in vielen Fällen einen Weg aus der Depression.

Ein offener und toleranter Umgang mit Depressionen im gesellschaftlichen Umfeld ist auch wichtig, um gemeinsam behindernde Strukturen zu überwinden. Dies würde u.a. helfen, dass Menschen ihre Erkrankung frühzeitiger erkennen und entsprechend reagieren können. 

Vielleicht fragen sich viele: „was kann ich denn tun – wie gehe ich mit jemandem um, der depressiv ist?“ Vielleicht haben diese Menschen auch einfach Angst, etwas Falsches zu sagen und damit die Situation noch zu verschlimmern. Natürlich: Als Angehöriger mit einem depressiven Menschen zusammen zu leben ist eine echte Herausforderung. Doch es hilft niemandem, die Augen zu verschließen, die Krankheit zu ignorieren und den Betroffenen damit weiter in die Isolation zu führen. 

Es gibt zumindest eine Sache, die jeder in jedem Fall tun kann und sogar muss: 

Helfen Sie einer depressiven Person, sich der Krankheit zu stellen und professionelle Hilfe zu finden! Denn Die Depression ist eine schwere, und in gewissen Fällen sogar lebensbedrohliche Krankheit und benötigt eine fachkundige Behandlung. 

Frühzeitig erkannt und behandelt, können Betroffene ihre Depressionen überwinden oder zumindest lernen, damit umzugehen. 

Corona: LOCKDOWN-KOLLER kann zu Depressionen führen 

Laut Medienberichten haben psychische Erkrankungen wie Depressionen während der Corona-Pandemie stark zugenommen. Besonders betroffen sind junge Menschen – vor allem wenn sie zu Hause arbeiten oder lernen müssen. Ablenkungen, Hobbies und soziale Kontakte finden kaum oder gar nicht mehr statt. Dazu kommen Angst und eine wirtschaftliche Ungewissheit, wie es weitergeht. Studienanfänger, die beispielsweise gerade in eine neue Stadt gezogen sind und in einen neuen Lebensabschnitt starten möchten, sitzen jetzt allein in ihrem Zimmer vor ihrem Laptop. Statt neue Kontakte zu knüpfen, um sich ein neues soziales Umfeld aufzubauen. Die Motivation und Konzentration leiden. Die Greifswalder Psychologie-Professorin Eva-Lotta Brakemeier und ihr Team haben herausgefunden, dass die psychischen Erkrankungen in der Altersgruppe 17- bis 30-jährig stark angestiegen sind.
Aber auch das Homeoffice macht vielen Arbeitnehmern zu schaffen – vielen fehlen die Kontakte zu Kollegen und der persönliche Austausch bei einer gemeinsamen Tasse Kaffee. Es fällt schwer, sich alleine zu motivieren. Hinzu kommt die Angst vor Kurzarbeit oder vor einem potentiellen Jobverlust.

Zurzeit können die psychischen Langzeiteffekte der Corona-Krise noch nicht bewertet werden, aber erste Erhebungen zeigten bereits, dass Depressionen, Angststörungen und andere psychische Erkrankungen vor allem während der strengeren Lockdown-Phasen zugenommen haben.

Schon bei ersten Anzeichen für eine solche Erkrankung sollten Angehörige Wachsamkeit und Zuwendung zeigen.

Die Symptome – Wie lässt sich eine Depression erkennen?

Depressionen unterscheiden sich von üblichen Stimmungsschwankungen und kurzlebigen emotionalen Reaktionen auf Herausforderungen im Alltag. Eine Depression ist eine extrem komplexe Erkrankung und zeigt vielfältige Symptome – je nach Schwergerad. Das Erscheinungsbild variierte individuell erheblich, sodass die Depression oft unerkannt bleibt. 

Nach den Kriterien der Weltgesundheitsorganisation ist eine depressive Episode gekennzeichnet durch die folgenden Symptome, welche mindestens zwei Wochen vorhanden sein müssen:

  • Gedrückte Stimmung 
  • Interessensverlust oder Verlust der Freude an normalerweise angenehmen Aktivitäten
  • Mangelnde Fähigkeit, auf eine freundliche Umgebung oder freudige Ereignisse emotional zu reagieren 
  • Zu frühes Erwachen – zwei oder mehr Stunden vor der gewohnten Zeit
  • Hartnäckige Schlafstörungen 
  • Morgentief
  • Der objektive Befund einer psychomotorischen Hemmung oder Agitiertheit 
  • Deutlicher Appetitverlust 
  • Gewichtsverlust, häufig mehr als 5 % des Körpergewichts im vergangenen Monat 
  • Deutlicher Libido Verlust
  • Verminderter Antrieb, Schwunglosigkeit, 
  • erhöhte Ermüdbarkeit, Erschöpfung (Burnout) 
  • Angst, innere Unruhe 
  • Verminderte Konzentrationsfähigkeit und Aufmerksamkeit 
  • Fehlendes Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl 
  • Gefühle von Wertlosigkeit 
  • Starke Unsicherheit beim Treffen von Entscheidungen 
  • Gedankenkreisen, Neigung zum Grübeln 
  • Negative Zukunftsperspektiven, Hoffnungslosigkeit, Pessimismus 
  • Starke Schuldgefühle, Selbstvorwürfe 
  • Tiefe Verzweiflung, Todesgedanken, Suizidgedanken
  • Suizidhandlungen

Ursachen und Risikofaktoren

Wie bereits mehrfach erwähnt ist die Depression ein extrem komplexes Krankheitsbild. Eine Depression kann in jedem Alter und in unterschiedlichen Lebenssituationen auftreten Die Forschungen laufen in den letzten Jahren auf Hochtouren, aber die Entstehung einer Depression, auch auf molekularer Ebene, ist noch immer nicht ganz verstanden. 

Der Beginn einer Depression ist jedenfalls wesentlich komplexer als nur ein chemisches Ungleichgewicht im Gehirn. 

Es gibt viele verschiedene mögliche Ursachen für Depressionen. Sie reichen von genetisch über neurobiologisch bis psychosozial bedingt. Bei der Entstehung ist in der Regel von einem multifaktoriellen Geschehen auszugehen. Wie groß der Einfluss der verschiedenen Faktoren ist, ist von Fall zu Fall verschieden.

Faktoren, die eine wichtige Rolle spielen können, sind 

  • genetische Faktoren (eine familiäre Häufung gilt als gut belegt)
  • neurobiologische Faktoren im Gehirn (veränderte Funktion der Botenstoffe wie Serotonin und Noradrenalin) 
  • hormonelle Veränderungen (z. B. dauerhafte Ausschüttung von Stresshormonen)
  • psychische Faktoren 
  • soziale Faktoren (z. B. Arbeitslosigkeit, Beziehungsprobleme)
  • Persönlichkeitsfaktoren (z. B. Melancholie)
  • frühere psychische Störungen
  • körperliche Erkrankungen.

Oft wird von Betroffenen die Frage gestellt, ob Depression eine körperliche oder „seelische“ Erkrankung ist. Die Antwort ist, dass bei jedem depressiv Erkrankten zwei Seiten betrachtet werden müssen: die psychosoziale Seite und die neurobiologische Seite. Die Deutsche Depressionshilfe beschreibt es sehr gut:

„Die beiden Bereiche – psychosozial und neurobiologisch – schließen sich nicht aus, sondern ergänzen sich vielmehr. Das bedeutet, dass eine Depression nicht entweder körperliche (neurobiologische) oder psychosoziale Ursachen hat, sondern vielmehr immer auf beiden Seiten nach Ursachen gesucht und therapeutisch interveniert werden kann.“

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Winterdepression – Wenn der Winter-Blues kommt

Viele Menschen finden es traurig, wenn der Sommer schwindet, aber es gibt Menschen, die tatsächlich Depressionen mit dem Wechsel der Jahreszeit entwickeln. Diese als saisonale affektive Störung (SAD) bekannte Form der Depression betrifft etwa 1 – 2% der Bevölkerung, insbesondere Frauen und junge Menschen.

SAD scheint durch eine begrenzte Exposition gegenüber Tageslicht ausgelöst zu werden. Normalerweise tritt es im Herbst oder Winter auf und lässt im Frühjahr wieder nach. Die Symptome ähneln einer allgemeinen Depression und umfassen 

  • Lethargie 
  • Verlust des Interesses an vormals freudigen Aktivitäten
  • Reizbarkeit
  • Konzentrationsstörungen 
  • Veränderung des Schlafmusters, des Appetits oder beides

Um SAD zu bekämpfen, empfehlen Ärzte Bewegung, insbesondere Outdoor-Aktivitäten bei Tageslicht. Es kann auch hilfreich sein, sich hellem künstlichem Licht auszusetzen. Bei der Lichttherapie, auch Phototherapie genannt, wird normalerweise jeden Morgen 30 Minuten lang in der Nähe einer speziellen Lichtquelle gesessen, die weitaus intensiver ist als normales Innenlicht. Das Licht muss durch die Augen eintreten, um wirksam zu sein. Eine Exposition der Haut alleine funktioniert nicht. Einige Menschen fühlen sich bereits nach einer leichten Behandlung besser, aber die meisten Menschen benötigen mehrere Behandlungstage bis hin zu mehreren Wochen. Die Lichtquellen mit der richtigen Lichtintensität (10.000 Lux) mit einer minimalen Menge an ultraviolettem Licht sind ohne Rezept erhältlich. Besser ist es jedoch, sich an einen Profi zu wenden, der die Behandlung überwachen kann.

Es gibt nur wenige Nebenwirkungen bei der Lichttherapie, aber in seltenen Fällen könnte es zu folgenden Problemen kommen: Leichte Angstzustände, Nervosität, Kopfschmerzen, frühes Erwachen oder Überanstrengung der Augen. Es gibt wohl auch Hinweise darauf, dass eine Lichttherapie bei gefährdeten Personen eine manische Episode auslösen kann.

Es gibt zwar keinen Beweis dafür, dass eine Lichttherapie ein Augenproblem verschlimmern kann, man sollte jedoch vor Beginn der Therapie mit dem Arzt sprechen. Da Hautausschläge auftreten können, sollten man den behandelnden Arzt über alle Hauterkrankungen vorher informieren.

Die Naturheilkundetage widmen sich im nächsten Live-Event am 25. November dem Thema Depressionen. 

„Ganzheitliche Ansätze zur Überwindung von Depressionen und Angststörungen“

Melden Sie sich gerne noch heute an.

 

In einem weiteren Blog-Beitrag werden wir an dieser Stelle in den nächsten Tagen ALTERNATIVE BEHANDLUNGSMETHODEN wie z.B. Bewegung und Ernährung vorstellen. Zahlreiche Studien konnten in den letzten Jahren zeigen, dass diese sehr effizient auf betroffene Patienten wirken oder effektiv eine Behandlung unterstützen können. 

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